Ich war noch nicht ganz 15 Jahre alt, als ich — damals als Bürgerin der Deutschen Demokratischen Republik — zum ersten Mal bundesdeutschen Boden betrat. Ein Gefühl, was für einen heute 15-Jährigen weder beschreib- noch vorstellbar ist. Es gab alles zu kaufen, nur hatte ich kein Geld. Die Läden rochen alle so nach Westen. So, wie man es eigentlich nur aus dem Intershop kannte. Ein Geruch, den es heute sicher noch gibt, ich ihn aber nicht mehr riechen kann; und den wohl auch nur ein Ossi damals so feststellen konnte. Besonders intensiv rochen die Drogeriemärkte mit ihren — aus Sicht eines DDR-Bürges unzähligen — Kosmetikprodukten. Jedes Creme-Pröbchen, das wir geschenkt bekamen, war Gold für uns wert und wurde länger originalverpackt verwahrt als es benutzbar war. Jede ausgelesene Hochglanz-Zeitschrift, die wir aus dem Müll fischten, wurde wie ein Heiligtum wieder und wieder gelesen. Heute unvorstellbar.
In diesem völligem Rausch von Hochglanzmagazinen betrat ich damals zum erstem Mal ein westdeutsches Reisebüro. Wow! Was lagen da für tolle Prospekte, und die durfte man alle mitnehmen. Kostenlos! Ich sackte ca. 10 kg Prospekte ein. Nicht etwa, weil ich verreisen wollte, nein dafür hätte ich ja eh kein Geld. Nein, einfach weil so tolle Bilder darin waren. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Es war wie eine Gier. Für Menschen, die diese Art von typischen DDR-Defiziten, inklusive der nicht vorhandenen Reisemöglichkeiten nie erlebt haben, wahrscheinlich auch unvorstellbar.
Damals muss es das erste Mal gewesen sein, dass ich in all den Heftchen auch das einzig wahre, kristallblaue Meerwasser entdeckt habe. Ein Blau, so unbeschreiblich schön und klar, dass es eigentlich unmöglich wahr sein konnte. Mit einem Strand so weiß und wunderbar als sei er aus Puderzucker. Am Ufer stehen romantischen Häuschen, gedeckt mit Palmenblättern. Das muss das Paradies sein!
dachte ich damals und begann von den Malediven zu träumen.
Der Traum lies mich nie wirklich los. Diesen Ort zu besuchen stand auf meiner Löffelliste, doch meist war das Geld anderweitig verplant, und verschulden wollte ich mich für diesen doch recht kostspieligen Traum nicht. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, was es für mich bedeutete, als mich mein Vater im vergangenen Jahr ansprach und sagte: Wolltest Du nicht immer schon mal auf die Malediven? Na, dann lass uns doch mal dort hinfahren.
Ich war sprachlos, glücklich und konnte es kaum erwarten gemeinsam mit meinem inzwischen 81-jährigen Vater aufzubrechen. Ein Traum, der in Erfüllung gehen sollte. Endlich! Nach fast 30 Jahren des davon Träumens.
Jetzt, in diesem Augenblick, wo ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich auf den Malediven. Es ist das Paradies! Das Wasser ist wirklich so klar, so blau, so unbeschreiblich wunderbar… Der Sand ist so weich, so weiß, so kühl und so faszinierend die Ruhe. Palmen wohin das Auge blickt. Ganz, ganz selten ist mal jemand Anderes zu sehen. Frau fühlt sich wirklich wie Eva im Paradies, nur dass man leider nicht nackt sein darf. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend. Korallen und bunte Fische ein paar Meter vom Strand entfernt. Auch die kulinarische Versorgung ist unbeschreiblich. Ein Buffet von ca. 20 m Länge wartet täglich mit nationalen wie internationalen Köstlichkeiten auf. Allein das Buffet für den Nachtisch ist mit 5 m Länge und einer Vielzahl von Köstlichkeiten so reichhaltig, dass es unmöglich ist, alles zu kosten. Man fühlt sich, wie in einer Mischung aus Schlaraffenland und Paradies.
Ich bin hier! Mein Traum wurde war. Ich genieße jede Sekunde des hier Seins. Ich bin gücklich, dass ich diesen Traum leben darf. Und trotzdem freue ich mich, in ein paar Tagen wieder am schönsten Ort der Welt sein zu dürfen — bei meiner Familie, die ich so gerne vollständig mit hier hätte! So grüße ich meinen lieben Mann, meine Frau, die tollsten Kinder der Welt und natürlich auch Ely unsere wundervolle Au-Pair, ohne die das Ganze wahrscheinlich für die Daheimgebliebenen deutlich stressiger geworden wäre. Natürlich aber auch alle, die diesen Artikel lesen und vom schönsten Ort der Welt träumen. Vielleicht seit ihr ja schon angekommen?! Ich sende Euch Flugküsse! Mögen sie als sanfter und liebevoller Windhauch und nicht als Gewitter bei Euch ankommen!
Denkt immer daran: Der schönste Ort der Welt, wird erst zum schönsten Ort der Welt durch die Menschen, mit denen man ihn teilt.